Weltbekannte französische Spezialitäten wie Camembert und Cidre haben ihren Ursprung in den Landschaften der Normandie – Landschaften, die Künstler aller Zeiten fasziniert haben, allen voran Claude Monet.
Die Region am Ärmelkanal blickt auf eine lange, wechselvolle Geschichte zurück, eine Geschichte, von der noch heute viele Zeugnisse aus vergangenen Jahrhunderten in der gesamten Normandie sichtbar und erlebbar sind.
Besondere Erlebnisse bietet auch die Natur der Normandie. Flusslandschaften, Wälder und natürlich die vielen Strände machen die Normandie zu einer der interessantesten Regionen Frankreichs.
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Départments & Landschaften
Calvados
Calvados ist Normandie par excellence. Endlose Sandstrände wie in Hermanville, malerische Hafenstädte wie Honfleur, Badeorte wie Deauville und typische Spezialitäten wie Cidre und der gleichnamige Apfelbrand Calvados – Klischees in all ihrer Herrlichkeit lassen sich im Département Calvados in Hülle und Fülle erleben und genießen.
Unter dieser Oberfläche gibt es noch ein anderes Calvados. Mit Weide- und Heckenlandschaften, die sich links und rechts der gewundenen Landstraßen erstrecken. Mit den „Alpen der Normandie“, der unerwarteten Suisse Normande, die Reliefs und atemberaubende Aussichten in die Ferne bietet. Mit der Mündung der Orne, der Heimat von Seehunden und zahlreichen Vogelarten.
Oder dem Pays d’Auge, mit seinen so charmanten typischen Fachwerkhäusern.
Eure
Das Départment Eure erstreckt sich von der Grenze zur Île-de-France im Südosten bis kurz vor Honfleur im Nordwesten. Eine Meeresküste hat es nicht zu bieten und kann diesen Mangel gegenüber anderen Teilen der Normandie auch nicht mit zahlreichen spektakulären Sehenswürdigkeiten kompensieren. Bemerkenswerteste touristische Attraktion ist das Château Gaillard bei Les Andelys. Abstecher wert sind aber durchaus auch die Städtchen Vernon (die „Vieux Moulin“ im Ort diente Claude Monet mehrfach als Motiv), Le Neubourg (eindrucksvolles Schloss Le Champ de Bataille), Beaumesnil (Schloss im Barockstil) oder Évreux (mit sehenswerten Parks und der Kathedrale Notre-Dame).
Neben den ruhigen Orten des Eure, die sich wie die oben aufgezählten ihren Charme bewahrt haben, sind es vielmehr die Landschaften mit ihren großen Wäldern, den satten Weiden und dem Tal der Seine, die den Reiz des Départment ausmachen.
Département Manche
Das Département Manche hat die längste Küstenlinie der Region Normandie. Von der flachen Baie du Mont-Saint-Michel im äußersten Westen über die Westküste der Halbinsel Cotentin mit dem Cap Cotentin im Norden bis zur Mündung der Vire im Osten erstrecken sich vielfältige Landschaften direkt an der namensgebenden Küste des Ärmelkanals, „La Manche“. Watt, Marschland und Steilküste wechseln sich ab und bieten Tieren die unterschiedlichsten Lebensräume und Besuchern fantastische Perspektiven auf das Meer, die sich an vielen Stellen gänzlich ungestört genießen lassen.
Naturerlebnis pur finden Urlauber zum Beispiel an den Stränden von Barneville-Carteret, der Anse de Vauville oder rund um Barfleur. Das malerische Barfleur gehört übrigens zu einem der 6 Dörfer der Normandie, die sich ganz offiziell zu den „Schönsten Dörfer Frankreichs“ zählen dürfen.
Das Départment ist aber auch Heimat des extremen Gegenteils einsam verträumter Dörfer und Buchten. Mit dem Mont Saint-Michel steht die meistbesuchte Sehenswürdigkeit Frankreichs außerhalb von Paris auf dem Gebiet der Region.
Orne
Im Wappen des Départements Orne finden sich die Farben rot, blau und gold wieder. Dabei wären Grün und Weiß viel passender, um Orne zu beschreiben. Abseits des Ärmelkanals wechseln sich Wälder und Weiden ab, die im mild-feuchten Klima der Normandie saftig grün gedeihen. Im stillen Wald von Andaines an der Grenze zur Bretagne und dem Département Mayenne liegt das mit Thermalquellen gesegnete Bagnoles-de-l’Orne, ein Kurort ganz im Stil von Belle Époque und Art Déco. Im Naturpark Perche, ebenfalls im Westen der Normandie, wartet ein weiteres beeindruckendes Waldgebiet, der Wald von Bellême. Weiter östlich sind die grünen Berge Suisse Normande zu bestaunen und zu erklettern.
Weiß steht für die traditionelle Spitze aus Alençon, der sehenswerten Hauptstadt des Départment Orne. Weiß sind auch die „Percheron“, Pferde der Pferdezucht Haras du Pin, das sich stolz Nationalgestüt nennen darf. Und Orne ist auch Heimat der berühmtesten kulinarische Spezialität der gesamten Normandie: dem Weißschimmelkäse Camembert.
Seine-Maritime
Le Treport im Osten, Le Havre im Westen und Rouen im Süden bilden das Dreieck, in dem das Gebiet des Départments Seine-Maritime liegt. Die Region rechts der Mündung der Seine ist Heimat vieler spektakulärer Sehenswürdigkeiten. Attraktionen des altehrwürdigen Rouen mit imposanten historischen Bauten und Museen und dazu im Gegensatz Le Havre mit dem Strandleben und seiner modernen und nicht weniger beeindruckenden Architektur sind in jedem Reiseführer über die Normandie zu finden.
Urlauber mit Sinn für Geschichte und Kultur zieht es außerdem zu Highlights wie dem Thermalbad Forges-lex-Eaux im Inneren von Seine-Maritime, in das malerische und geschichtsträchtige Städtchen Eu, den Markt von Dieppe oder das Palais Bénédictine in Fécamp.
Die Naturschönheiten von Seine-Maritime stehen Kultur und Architektur in nichts nach. Von ungewöhnlichen Küstenformationen wie den Felsen von Étretat über die Waldlandschaften im Süden und Osten des Départements bis hin zu den Flusslandschaften des Parc Naturel Boucles de la Seine Normande zeigt sich die Natur hier im Norden Frankreichs von ihren besten Seiten.
Schönste Strände
Mehr als 600 Kilometer Strand bietet die Küste der Normandie und wird damit zum Sehnsuchtsort, für alle, die das Meer lieben. Die Küste am Ärmelkanal ist dabei vielfältig und abwechslungsreich: unter den schönsten Stränden der Normandie sind naturbelassene Gezeitenlandschaften ebenso wie Buchten inmitten der Steilküste, belebte Stadtstrände, die breiten Strände der mondänen Badeorte und die geschichtsträchtigen Landungsstrände.
Zu den 5 schönsten Stränden gehören:
- Étretat wegen des außergewöhnlichen Panoramas, das von riesigen bogenförmigen Kreidefelsen unterhalb der Steilküste bestimmt wird.
- Der Doppelstrand der Gemeinden Deauville und Trouville wegen des spürbaren Flairs vergangener (Glanz-) Zeiten und dem heute noch mondänen Gepräge.
- Barneville-Carteret, einem der schönsten Strände der Halbinsel Cotentin, von dem aus Strandbesucher eine herrliche Aussicht auf die Kanalinseln haben.
- Anse de Vauville, einem naturbelassenen Küstenabschnitt und idealen Rückzugsort für Liebhaber authentischer Landschaften.
- Hermanville, einem der typischen, scheinbar endlosen Sandstrände der Normandie, an denen es sich ausgedehnt wandern und bei Strandwetter herrlich Baden lässt.
Mehr der schönsten Strände der Normandie beschreibt ein eigener Beitrag auf unserer Seite.
Wetter und beste Reisezeit
Das Wetter in der Normandie ist ausgesprochen maritim. Im Klartext heißt das vergleichsweise viel Regen und keine großen Temperaturunterschiede zwischen den Monaten. Als Urlaubsregion zieht die Normandie eher Gäste an, die auch zur besten Reisezeit in der sommerlichen Hauptsaison auf Urlaub unter glühender Sonne verzichten wollen.
In den Monaten von Juni bis August bewegen sich die durchschnittlichen Temperaturen zwischen 15,5°C und 18°C – ganz gleich ob an einem Badeort oder im Inneren der Normandie gemessen wird. Auch wenn die Normandie von den sommerlichen Hitzewellen der letzten Jahre nicht vollständig verschont blieb, sind während der Urlaubssaison größere Ausschläge nach oben oder unten eher die Ausnahme.
Fast parallel zu den Außentemperaturen bleiben im Sommer die durchschnittlichen Wassertemperaturen in den Badeorten auf dem Level von 14°C und 18°C.
In der Nebensaison sind vor allem die Monate zwischen November und Februar mit viel Wind und Regen besonders ungemütlich. September/Oktober und das Frühjahr verzeichnen bessere Bedingungen, wenn diese aber auch unbeständig sein können.
Geschichte der Normandie
Die Geschichte der Normandie ist bis ins 20. Jahrhundert geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen. In der Antike nehmen die Römer die heutige Normandie gewaltsam in Besitz. Nach Feldzügen gegen die ansässigen Gallier, ist der letzten Widerstand gegen die Armeen des Julius Cäsar im Jahr 51 v. Chr. gebrochen. Das Gebiet gehört danach mehr als 4. Jahrhunderte zum Römischen Reich. Heute lässt sich diese Epoche jedoch nur noch an wenigen Zeugnissen nachvollziehen, etwa dem Freilufttheater „Théâtre Gallo-Romain“ in Lillebonne.
Die eigentlichen Anfänge der Geschichte der Normandie als weitgehend eigenständiger kultureller und politischer Region sind eng mit den Namensgebern verknüpft – den Normannen. Eine erste urkundliche Wikinger-Attacke 799 fällt noch in die Regierungszeit Karls des Großen, in den folgenden Jahrzehnten plündern und brandschatzen die Eroberer regelmäßig Siedlungen, vor allem entlang der Seine. Ab Mitte des 9. Jahrhunderts überwintern die Nordmänner im heutigen Frankreich, friedlichere Zeit brechen jedoch erst an, als die Normannen seßhaft werden: 911 erhält Normannenfürst Rollo Gebiete zwischen Ärmelkanal und Paris als offizielles Lehen, um weitere unkontrollierte Angriffe skandinavischer Krieger zu verhindern.
Die Nachfahren der Normannen behaupteten sich nicht nur, es gelang ihnen gar die Expansion ihres Einflussgebietes. Wilhelm der Eroberer setzt über den Ärmelkanal und macht sich zum König von England. Mit Unterbrechungen sind die Herzöge der Normandie fast 100 Jahre auch Könige von England. Bis 1204 bleibt die Normandie unter der Herrschaft der Nachkommen der Normannenfürsten, in diesem Jahr erobert der französische König Philipp II. das Herzogtum und verleibt es Frankreich ein.
Ab 1337 wird der Hundertjährige Krieg auf dem Gebiet der Normandie ausgetragen. Während dieser Zeit vermischen sich verschiedene Konflikte zwischen Engländern und Franzosen um die Vorherrschaft an den Küsten des Ärmelkanals sowie rivalisierenden französischen Adelshäusern um die Krone Frankreichs. Zum Symbol des Hundertjährigen Krieges wird Jeanne d’Arc. Die von der Nachwelt zur Heiligen erklärte Nationalheldin symbolisiert die Härte und Inbrunst, mit der die Konflikte ausgetragen werden. Trotz des Blutvergießens bewerten Historiker die Epoche als wichtigen Meilenstein in der Herausbildung des französischen Staates.
Im 20. Jahrhundert war die Normandie erneut Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Bei der Invasion alliierter Truppen in das von der Wehrmacht besetzte Nordfrankreich ließen im Sommer 1944 zehntausende Soldaten ihr Leben. Heute erinnern Denkmäler und Friedhöfe an den Stränden der Ärmelkanalküste und im Hinterland der Normandie an dieses blutige Kapitel der Geschichte der Normandie.
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Bildnachweise:
Barneville-Carteret: © Thomas Letournel | CC BY 2.0
Honfleur: Julien Maury | CC BY-SA 2.0
Stürmisches Wetter: Thibaut Démare | CC BY 2.0
Jeanne d’Arc: Roger Salz | CC BY 2.0