König Arthur, der Zauberer Merlin, die Feen Morgane und Viviane – sie alle sind Figuren der Artussage mit Bezug zur Bretagne. Die Mehrzahl der bekanntesten Sagen um den edlen, starken und gerechten Führer in einer unsicheren Zeit ist zwar auf den Britischen Inseln verortet, etwa die um das Schwert Excalibur, die Turniere der Ritter der Tafelrunde oder seine dramatische Verbindung mit Guinevere. Abenteuer des Artus spielen aber auf dem europäischen Festland. Beispielsweise bestimmte Begebenheiten um die Suche nach dem Heiligen Gral, der Sieg gegen den Riesen von Mont Saint-Michel oder eben ausgewählte Sagen zu den Nebencharakteren in der Bretagne.
Dass die Bretagne eine wichtige Rolle in der Artussage spielt, hat einen nachvollziehbaren Grund. Die Legende um den mächtigen mittelalterlichen König ist keltischen Ursprungs und entspringt einem Mix aus Sagen der Inselbewohner, die im frühen Mittelalter vor kriegerischen Germanenstämmen in die Bretagne flohen und Bretonen, die im 11. Jahrhundert auf die Britischen Inseln übersiedelten.
War König Arthur Franzose?
Die Artussage ist in einer Epoche angesiedelt, in der es die Nationalstaaten Frankreich und Großbritannien nicht gab. Auch das französische und englische Königreich sollten sich erst nach Arthur herausbilden. Die Entstehung der Sage um König Arthur zeigt, dass zu jener Zeit die „kleine Bretagne“ auf dem Kontinent der „großen Bretagne“ auf der anderen Seite des Ärmelkanals kulturell näher war als das französische Kernland. Und auch wenn Teile der Artussage in der Bretagne spielen, kann schon deshalb die Frage ob König Arthur Franzose war, klar mit Nein beantwortet werden.
Figuren der Artussage im Wald von Brocéliande
Die Geschichten um König Arthur im heutigen Frankreich sind eng mit den Wäldern der inneren Bretagne verknüpft. Wer die Atmosphäre im Wald von Brocéliande (offiziell: „Wald von Paimpont“ und als solcher auf Karten und Wegweisern eher zu finden) unter hohen Bäumen, zwischen bemoosten Felsen und vor imposanten Menhiren nachgespürt hat, kann sich erklären, warum die legendenumwobenen Orte noch heute Besucher in ihren Bann ziehen.
Da ist das „Tal ohne Wiederkehr“, ein verzaubertes Land, in dem die Zauberin Morgan le Fay ihre Liebhaber gefangen hält, bis der Erzählung nach der Zauber schließlich von Ritter Lancelot gebrochen wird.
Dieses „Val sans retour“ wird überblickt von einem erodierten Felsen mit dem Namen „Siège de Merlin“ (Merlins Sessel). Hier saß der Legende nach der Zauberer Merlin, um zu meditieren und das Tal zu bewachen.
„Merlins Grab“ liegt im östlichen Teil des Waldes von Paimpont. Die Ruhestätte des Magiers entpuppte sich in neuerer Zeit als Megalithanlage, beflügelte aber über Jahrhunderte die Fantasie der Bretonen.
Auch das „Haus der Viviane“, die mythische Zufluchtsstätte der Fee Viviane ist ein Megalith aus rotfarbenen Schieferplatten, datiert aus der Zeit zwischen 3.355 und 2.890 v. Chr.
Die vorgestellten Orte lassen sich auf Wanderungen durch den Wald von Brocéliande entdecken. Alle Sehenswürdigkeiten auf einer Tour abzuwandern ist ambitioniert, es empfehlen sich kürzere Ausflüge. In der Nähe der Attraktionen befinden sich öffentliche Parkplätze, von denen aus die Wege ausgeschildert sind.
Neben dem Wald von Paimpont als Schauplatz der Artussage, vermutete der Volksglauben auch in Huelgoat die Anwesenheit des Königs. Im „Camp d’Artus“ soll er zwischen Felsen ein befestigtes Lager unterhalten haben. Ausgrabungen konnten das nicht bestätigen, wiesen aber die Siedlung des keltisch-gallischen Stammes der Osismier an dieser Stelle nach. Die Granitblöcke in Nachbarschaft von Sehenswürdigkeiten wie dem „Chaos rocheux“ und dem „Roche Tremblante“, dem „Zitternden Felsen“, sind einen Abstecher wert.
„Centre de l’Imaginaire Arthurien“ in Concoret
König Arthur und die Gestalten der Artussage sind in der Bretagne im Alltag durchaus präsent. Vor allem als Namensgeber von bretonischem Bier, Restaurants, Hotels sowie auf Keksdosen und anderen Souvenirs. Abgesehen von gelegentlichen temporären Ausstellungen widmet sich keines der Museen der Bretagne dem Phänomen.
Dem Erhalt des Arthur-Mythos voll und ganz verschrieben hat sich einzig des „Centre de l’Imaginaire Arthurien“ am nördlichen Rand des Waldes von Paimpont, genauer in Concoret. Vom dortigen Schloss Château de Comper aus bieten die Veranstalter Führungen in den nahen Wald an, richten Spektakel rund um den legendären König und seine Ritter aus oder organisieren Lesungen und Ausstellungen.