Plouguerneau: Entdeckungsreise durch das Herz der wilden Nord-Finistère

Plouguerneau im Norden der Finistère ist das Herz einer wilden Landschaft mit zerklüfteten Küsten, flachen Dünen und einem flachen, windigen Hinterland. Im Osten befindet sich das „pays pagan“ (vom lateinischen paganus, Heide und Bauer). Im Westen, hinter den Dünen, liegen die Abers, tiefe, fjordähnliche einschnitte der Küsten, sogenannte Ästuare. Das bretonische Wort aber bedeutet Mündung.

Die Pfarrei von Plouguerneau soll auf dem Gelände der verschwundenen Stadt Tolente wieder aufgebaut worden sein, deren Name in alten Texten auftaucht. Ähnlich wie die legendäre Stadt Ys in der Bucht von Douarnenez hat man sie zu einem geheimnisvollen Ort gemacht. Tolente soll gar die Hauptstadt von Armorica gewesen, die im 9. Jahrhundert von den Normannen zerstört wurde. 

Historisch belegt ist, dass Plouguerneau der Endpunkt einer römischen Straße war, die von Carhaix (Vorganium) ausging und in der Nähe von Huelgoat, dem Roc’h Trévézel, Landivisiau und Folgoët vorbeiführte. Römische Straßen wurden nicht leichtfertig gebaut, sondern verbanden wichtige Orte. Es könnte also durchaus was dran sein an der Legende, dass die Gegend um das heutige Plouguerneau von hoher Bedeutung für die frühen Bretonen war.

Auf Wanderung rund um Plouguerneau 

Auf der Suche nach dem Standort von Tolente kann man die Küste nördlich von Plouguerneau erkunden und an interessanten Punkten Halt machen:

  • Der Leuchtturm der Île Vierge auf der gleichnamigen Insel ist 77 m hoch. Er ist einer der höchsten Leuchttürme Frankreichs.
  • Saint-Michel ist der Yachthafen von Plouguerneau. In einer reizvollen Landschaft stehen die Kapelle Saint-Michel und ein Oratorium, wo ein Sohn des Ortes, Dom Mikaël Le Nobletz, betete, der im 17. Jahrhundert diese Region evangelisierte.
  • Landschaftlich beeindruckend ist das Aber Wrac’h. Von Plouguerneau kommend überquert man eine Brücke, die das Aber Wrac’h in Paluden überspannt, ein reizendes kleines Dorf, das einen ausgezeichneten Ausgangspunkt für einen Besuch der Landzunge bildet, die durch das Aber Wrac’h (auf Bretonisch aber Ac’h) begrenzt wird.

Südlich von Plouguerneau liegt die kleine Ortschaft Lannilis. Von ihr aus gelangt man nach Landéda und weiter nach Aber-Wrac’h, einer Ortschaft an der Baie des Anges. In der Nähe befinden sich die Ruinen des Klosters Notre-Dame des Anges (Ende des 15. Jahrhunderts), das an einer landschaftlich sehr beeindruckenden Stelle liegt. Von dort führt die Route weiter zur Halbinsel Sainte-Marguerite mit einem herrlichen Blick auf die Küste, die Riffe und die Inseln.

Kirche und Schloss im „wilden Land

Im Nordosten führt die Strecke zum Schloss von Aber Benoît, einem schönen Bauwerk der bretonischen Renaissance (1580–1602) mit Dachgauben und einer Terrasse, die von einem Innenhof mit einem sprudelnden Brunnen umgeben ist.

Zurück in Lannilis erreicht man Kerouartz, das die Südseite des Aber Wrac’h überragt. Ein kunstvoll gestalteter Kamin schmückt den großen Salon des Schlosses. Von dort aus entdeckt man das Aber Benoît auf der Route nach Ploudalmézeau. Dies ist ein hervorragender Ausflugsweg – wenn auch weniger imposant als das Aber Wrac’h – entlang des linken Ufers bis hin zur kleinen Ortschaft. Dort biegt man nach links ab, um nach Lannilis zurückzukehren.

Nordöstlich von Plouguerneau liegt Guissény mit einem umfriedeten Gelände, einem Beinhaus (1743), zwei Kreuzen, von denen eines aus dem Jahr 1555 stammt, und einer Kirche aus dem 17. und 18. Jahrhundert, die dem heiligen Sezny gewidmet ist. Dieser Ort gilt als das Herz des Bro-Bagan, des „pays pagan“ (heidnisches Land), das aus den Gemeinden Guissény, Kerlouan, Brignogan-Plages und Plounéour-Trez besteht.

Erwähnenswert ist außerdem die 4 km südöstlich gelegene Kirche Notre-Dame de Grouannec, ein rustikales Heiligtum mit Fenstern des französischen Glasmalers Max Ingrand.