Wer mit dem Auto durch die Bretagne reist, begegnet auf den Straßen nicht oft einem Fahrrad. Liegt es daran, dass die Bretagne für eine Radtour ungeeignet ist? Fehlt es an Radwegen oder anderer Infrastruktur für Radwanderer? Weit gefehlt: der Nordwesten Frankreichs bietet nicht nur fantastische Ziele für kleine und große Radtouren, sondern auch gute Rahmenbedingungen für einen Urlaub auf dem Fahrrad.
Bretagne auf dem Rad entdecken: „Grüne Wege“ // La Vélodyssée // Radtouren bretonische Inseln // Mit dem Rad in Bus & Bahn // Radwanderführer & Radkarten
Auf grünen Wegen durch die Landschaft
Die „Voie Verte“, ein Netz stillgelegter Eisenbahnstecken in allen Teilen der Bretagne, bietet den perfekten Rahmen für Radtouren jeder Länge. An der Küste entlang oder durch herrliche Waldlandschaften – auf den ehemaligen Gleisbetten rollt es sich bequem und sicher. Erfahrene Radwanderer finden nicht nur direkt auf den 8 „Grünen Wegen“ gute Bedingungen, auch abseits der Pfade liegen diverse Rastplätze, Campingplätze und Herbergen, sodass die Etappen je nach Lust, Laune und Form eingeplant werden können.
Tour 1: EV1 oder Vélodyssée zwischen Roscoff und Nantes (ca. 300 km)
Dem bretonischen Teil der „Vélodyssée“, die durch die Bretagne und dann weiter am Atlantik bis zur spanischen Grenze führt, widmet sich weiter unten ein eigener Abschnitt.
Tour 2: Saint-Malo – Arzal (193 km)
Von der Korsarenstadt Saint-Malo an der Küste des Ärmelkanals durch das mittelalterliche Dinan quer durch die Bretagne und ab Rennes an den Ufern der Vilaine entlang.
Tour 3: Saint-Malo – Questembert (212 km)
Auch diese Tour führt zunächst von Saint-Malo nach Dinan, orientiert sich dann aber weiter westlich. Der Höhepunkt der Strecke ist nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke. Der hier nahe Wald von Brocéliande ist definitiv den einen oder andren Abstecher wert.
Tour 4: EV4 oder auch „Vélomaritime“ zwischen Mont Saint-Michel und Roscoff (423 km)
Eine Tour für anspruchsvolle Radwanderer. Zwar führt der EV4 am Meer entlang, dennoch sind insgesamt gut 3.300 Höhenmeter zu bewältigen. Auf vielen Abschnitten geht es immer wieder vom Niveau des Meeresspiegels auf die Steilküste hinauf und sofort wieder hinunter. Großes Plus: Hohe Dichte an Campingplätzen.
Tour 5: Roscoff – Nantes
Vorteil von Weg 5: Weil die Strecke immer dicht am Meer vorbeiläuft, bieten sich viele herrliche Aussichten. Nachteil: Im Gegensatz zu anderen der Radwanderwege müssen die Radfahrer hier oft die Straße nutzen.
Tour 6: Carhaix – Saint-Méen-le-Grand (128 km)
Der kürzeste der bretonischen „Voie Verte“ führt von West nach Ost (es ginge natürlich auch andersrum) durch das Herz der Bretagne. Von den Monts-d’Arrée geht es in die Nähe des Waldes von Brocéliande.
Tour 7: Roscoff – Concarneau (147 km)
Liebhaber der Natur und der üppigen Vegetation, kommen hier auf ihre Kosten. Auf 80% der Strecke überwölbt ein Tunnel aus Pflanzen den Weg und schützt vor Regen oder großer Hitze.
Tour 8: Saint-Brieuc – Lorient (175 km)
Von der Bucht von Saint-Brieuc bis Lorient durchquert die Route 8 die bretonische Landschaft auf kleinen, ruhigen, von Wasserlöchern gesäumten Straßen. Highlight: Lac de Guerlédan und Umgebung im Zentrum der Bretagne.
La Vélodyssée: Die Tour de Bretagne quer durchs Land
„La Vélodyssée“ ist keine Irrfahrt auf dem Fahrrad durch französische Gefilde. Im Gegenteil: Radwander-Fans kommen auf dem gut ausgeschilderten und überwiegend gut ausgebauten längsten Radwanderweg Frankreichs voll auf ihre Kosten.
Der Radweg beginnt in Roscoff im Norden der Finistère und führt zunächst durch das Innere der Bretagne bis Nantes. Von dort aus geht es an der französischen Atlantikküste weiter bis Hendaye im Baskenland, insgesamt erstreckt sich das Wegesystem über 1.200 Kilometer.
In der Bretagne führt der Radweg, der Teil des Europäischen Radwanderweges EV1 ist, leider nur auf den ersten Kilometern am Meer entlang, die frischen Brisen des Atlantiks wehen Radfahrern dann erst wieder ab der Mündung der Loire um die Nase. Vom Startpunkt Roscoff aus zeigen die Wegweiser geradewegs in südlicher Richtung, also vom Meer weg. Etappenpunkte mit vielen Sehenswürdigkeiten sind Orte wie Saint-Pol-de-Léon, Morlaix oder Josselin.
Das Profil ist auf den ca. 300 Kilometern in der Bretagne mehrheitlich flach, auf weiten Abschnitten folgt der Radweg beschaulichen Kanälen wie dem Brest-Nantes-Kanal. Ein paar Höhenmeter sind ziemlich am Anfang zu absolvieren, in den Ausläufern der Monts-d’Arrée und rund um den Ort Carhaix.
Großes Plus: die Radtour auf La Vélodyssée verläuft meist auf glatten Radwegen und vor allem müssen sich Radwanderer in der Regel nicht die Straße mit motorisierten Fortbewegungsmitteln teilen. Insgesamt verlaufen etwa 70% der Radwege abseits der großen Straßen. Also beste Voraussetzungen für entspannte Radtouren!
Radtouren auf den bretonischen Inseln
Für die meisten der bretonischen Inseln bietet das Fahrrad die beste Option zur Erkundung – vor allem, wenn der Besuch in einem Abstecher für einen Tag besteht. Inseln wie die Île de Bréhat, Ouessant oder die Île de Groix sind in ihrer Infrastruktur auf Radtouren ausgelegt. Direkt am Hafen so gut wie jeder Insel machen spezialisierte Anbieter die Leihe eines Fahrrades zu einer unkomplizierten Angelegenheit.
Radtouren um die Inseln sind jeweils gut ausgeschildert und in der Regel in wenigen Stunden zu schaffen, sodass niemand befürchten muss, das letzte Schiff zu verpassen. Wie auf dem bretonischen Festland befinden die Strecken in einem guten Zustand, was die Tour für große und kleine Radfahrer jeden Niveaus zum rundum gelungenen Erlebnis macht.
Mit dem Rad in Bahn und Bus
Im TGV zwischen Paris und Zielen in der Bretagne wie Rennes, Saint-Brieuc, Morlaix oder Vannes finden Fahrräder Platz. Demontiert und verpackt gehen die Zweiräder als Handgepäck durch. Was für den Schnellzug gilt, gilt gleichermaßen für die Züge des Low-cost-Ablegers der französischen Bahn „Ouigo“. Lassen sich die Fahrräder nicht zusammenklappen, gelangen die Bikes auch so an Bord und machen die Reise in speziell vorgesehenen Abteilen. Die Kosten liegen hier bei 10 EUR pro Rad, die notwendige Zubuchung empfiehlt sich beim Kauf des Tickets.
Nicht nur der TGV und Ouigo, auch die regional verkehrenden Züge des TER bringen Fahrräder von A nach B. Einziger Unterschied zum Schnellzug: dieser Service ist gratis. Wie bei der Mitnahme von Rädern in den Waggons der Deutschen Bahn beschränkt sich die Beförderung auf Stellplätze oder gesonderte Bereiche.
Die Busse ausgewählter öffentlicher Überland-Buslinien transportieren Fahrräder auf Trägergestellen am Heck des Fahrzeuges. Reisen Sie mit einem Bus der Gesellschaft BreizhGo, reservieren Sie die Mitnahme idealerweise vorab.
Gute Fahrt für Ihre Radtour in der Bretagne wünscht La Bretonelle!
Radkarten & Radwanderführer
Eine Karte mit den besten Radwanderwegen in der Bretagne bietet „France Vélo Tourisme“ hier als PDF zum kostenlosen Download an.
Wer eine umfangreiche Radtour durch die Bretagne online planen will, findet auf bikemap.net und komoot.de eine große Auswahl von Rundfahrten.
Praktische Wanderführer mit vielen Karten zur Vorbereitung auf die Radtour und zur perfekten Orientierung während des Trips:
La Vélodyssée: Von der Bretagne entlang der Atlantikküste bis ins Baskenland
balades à velo bretagne 2018-2019 petit fute + offre num (auf Französisch)
LES PLUS BELLES BALADES A VELO BRETAGNE (auf Französisch)
Voies Verte Velo 1:1 000 000. Freizeitkarte 924
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Fotos: Comité Régional du Tourisme de Bretagne | © Aurélie Stapf,
© Eugénie Ragot