Eine seltsame Gegend sind diese Monts d’Arrée. Keine andere Region in Frankreich ist mit der fast baumlosen Heidelandschaft vergleichbar, die sich auf den Hügeln und Bergen der Monts d’Arrée erstreckt.
Mit einem Mix aus sanft gewellten Erhebungen, schroffen Felsen, Torfmooren und verstreuten Hainen erinnert die Gegend im Herzen der Finistère stark an Irland und Schottland. Und noch eine Eigenschaft teilen die sagenumwobenen Monts d’Arée mit den britischen Inseln: in den Bergen geht es ausgesprochen ruhig zu.
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Dabei liegen die Monts d’Arrée gar nicht so weit abseits von Touristenmagneten wie der Halbinsel Crozon (knappe 50 Minuten mit dem Auto), Morlaix (ca. 20 Autominuten) oder Quimper (45 Minuten). Die Berge, deren höchste Erhebung schwindelerregende 385,01 Meter misst (Roc’h Ruz) misst, sind dünn besiedelt, von Menschen geschaffene Sehenswürdigkeiten wie die Kapelle auf dem Mont Saint-Michel de Brasparts rare Ausnahmen. Urlauber, die es in diese Landschaft der Legenden verschlägt, wollen vor allem eines: Wandern.
Wandern in den Monts d’Arrée
Die Erhebungen der Monts d’Arrée verlaufen in Ost-West-Richtung und bilden das Herzstück des Parc naturel régional d’Armorique. Das Gebiet von 192.000 Hektar lässt sich nicht an einem Tag komplett erwandern. Wer nach einem ersten Ausflug Geschmack an den Monts d’Arrée findet, sollte die Berge auf mehreren Touren erkunden. Von zweistündigen Abstechern zu den Highlights bis zu halbtägigen Strecken bietet die Gegend Wanderungen für jedes Niveau.
Wo auch immer man sich bewegt, einer der markantesten Punkte auf dem Bergkamm ist der weithin sichtbare Signalmast unweit des Roc’h Ruz. Beim Wandern in dieser reizvollsten Gegend der Monts d’Arrée ist der Mast eine wichtige Orientierung, ebenso wie der St. Michel-Stausee im Süden. Am Rande des Gewässers liegt das ehemalige Kernkraftwerk Brennilis, das erste seiner Art in ganz Frankreich. 1985 schalteten die Betreiber den Reaktor ab, 2017 endeten die Arbeiten zum Rückbau des Kraftwerkes. Eine erhöhte Strahlenbelastung ist nicht bekannt, Wandern in den Monts d’Arrée ist demnach auch in dieser Hinsicht ungefährlich.
St. Michel des Brasparts und Umgebung
Die bereits erwähnte Kapelle von des Berges Saint-Michel de Brasparts liegt im Westen. Gebäude und Inneres an sich sind schmucklos, von der runden Kuppe aus schweift der Blick bei klarem Wetter jedoch weit über das Land wie an sonst keinem anderen Ort der Bretagne. A propos klarer Blick: gutes Wetter ist nicht selbstverständlich in den Monts d’Arrée, im Gegenteil, die Berge zählen zu den nebligsten Orten in ganz Frankreich.
Der St. Michel des Brasparts ist eingebunden in ein System von Wanderwegen, so verläuft etwa die Route des GR 380-37 in der Nähe des Gipfels. Etwa 2 Stunden Wanderung in nordwestlicher Richtung entfernt liegt der Lac du Drennec. Wegen der flachen Wege eignet sich der See exzellent als Ziel im Urlaub mit Kindern. Auf den ebenen Pfaden rollen Kinderwagen problemlos und zur Belohnung lockt der See bei schönem Wetter mit einigen Stellen zum Baden.
Ca. 20. Autominuten bzw. eine weitere Stunde Wandern nach Osten und man ist an den riesigen neolithischen Dolmen in Mougau Bihan, etwas außerhalb des Ortes Commana. Die Informationstafeln verraten leider nur auf Französisch etwas über die 5.000 Jahre alte Grabanlage.
Museen und Freiluftmuseen in den Monts d’Arrée
Mehr Infos auf Englisch und Deutsch über das Leben in den Monts d’Arrée bieten da die Museen und Freiluftmuseen (ecomusée) der Region. Die Moulins de Kerouat bei Commana und das außergewöhnliche Maison Cornec in Saint-Rivoal bieten eine Fülle von Details zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der einst armen Monts d’Arrée.
Zur besten Reisezeit im Juli und August öffnet das „Maison du Recteur“ in Loqueffret seine Pforten, während das Tier- und Naturschutzgebiet in Menez Meur neben vielen einheimischen Rassen von Kühen, Pferden, Schweinen und Ziegen Wölfe und Wildschweine beherbergt.
Interessante Einblicke in die Geschichte der Beziehung zwischen Mensch und Wolf bietet das „Musée du Loup“ in Cloître-Saint-Thegonnec sehr zu empfehlen. Naturwege in der Nähe von hier in den Landes de Cragou bieten auch schöne Spaziergänge.
Wanderwege durch die Landschaft
Für eine „Kennenlern-Wanderung“ in den Monts d’Arrée eignet sich der 7 km lange Circuit du Roc’h Bichourel, der in Botmeur beginnt. Die Strecke beinhaltet einige Abschnitte auf der Straße, aber der Großteil der Strecke ist sehr ruhig und die Aussicht während Aufstieg und Abstieg ist hervorragend.
Ein kurzer Umweg empfiehlt sich über den Roc’h Trévézel, der bis vor gar nicht langer Zeit als der höchste Punkt der Monts d’Arrée galt. Von hier aus kann man bis zum Fährhafen Roscoff im Norden und dem Montagnes Noires im Süden sehen.
Die größere Herausforderung ist der 14 km lange Circuit des Landes et Tourbières, der vom Parkplatz der Ferme des Artisans an der D785 in der Nähe des Mont Saint-Michel beginnt.
Diese Route wird Ihnen die Torfmoore (tourbières) näher bringen, denn sie durchquert die Sümpfe rund um den Stausee auf hölzernen Gehwegen und umfasst auch einige typische Weiler des Mont d’Arrée sowie die weiten Flächen des Landes vom Gipfel des Ménez Kador bis zur Kapelle auf dem Mont Saint-Michel. Wanderer sind auf dieser Tour einem möglichen Regenguss wehrlos ausgeliefert – also sollten Sie nach Möglichkeit einen trockenen Tag wählen.
Die höchsten Berge der Bretagne liegen in den Monts d’Arrée
- Roc’h Ruz: 385,01 Meter
- Roc’h Trevezel: 384 Meter
- Ménez Kador: 384 Meter
- Mont Saint-Michel de Brasparts: 380 Meter
- Ménez Hom: 330 Meter
Hier geht es zur Karte der Monts d’Arrèe mit den höchsten Bergen und Wanderrevieren.
Legenden der Monts d’Arrée
Wer die Monts d’Arrée selbst erlebt hat, wird nicht verwundert sein, dass die geheimnisvollen, nebligen Berge Schauplatz vieler Legenden sind. Bretonen früherer Jahrhunderte galt die Landschaft als Übergang zwischen den Welten und Heimat unheimlicher Gestalten. Im Vergleich zu den Charakteren der Artus-Sage aus dem (fast benachbarten) Wald von Brocéliande sind die Figuren der Sagenwelt der Monts d’Arrée durchweg düster.
Yeun Elez
Das Gebiet Yeun Elez, in dem heute der Stausee Réservoir de Saint-Michel liegt, ist eine riesige Senke innerhalb der Monts d’Arrée. Über der sumpfigen Landschaft staute sich oft der Nebel. Die Schreie von Rohrdommeln, das Verschwinden von Menschen in den Sümpfen und der Qualm gelegentlicher Torffeuer regten die Phantasie der Bretonen zusätzlich an. Da war es nur einleuchtend, den Eingang zur Unterwelt im Herz des Sumpfes zu verorten: Yodig, das Höllentor, ist etwa in den von Anatole Le Braz gesammelten bretonischen Märchen und Legenden, eine blubbernde, morastige Pfütze in der Mitte von Yeun Elez.
Auf dem Sumpfland fühlen sich den Überlieferungen zufolge die Korrigan besonders wohl. In der Bretagne sind die Korrigan zwergähnliche Kobolde mit spitzen Ohren, die nicht immer beste Absichten hegen. An Allerheiligen kommen sie aus ihren Erdlöchern und tanzen auf den Sümpfen der Monts d’Arrée.
Ankou
Yeun Elez war auch der Rückzugsort für eines der unheimlichsten Wesen der Bretagne: dem Ankou. Am ehesten vergleichbar ist der Ankou mit dem Gevatter Tod der deutschsprachigen Märchen. Wer den Ankou sieht, ist dem Tode geweiht. Das Skelett mit Umhang und Sense erscheint nicht nur den Sterbenden, sondern fährt sie nach ihrem Ableben auf einem quietschenden Karren in die Welt der Toten.
In der Bretagne sorgt der Ankou zudem dafür, dass die Ruhe der Verstorbenen nicht gestört wird. Er geht auf Friedhöfen um und vertreibt Eindringlinge. Die Vorstellung des Ankou ist keltischen Ursprungs, Darstellungen der Gestalten fanden später eingang in Sakralbauten. Heute erkennt man Figuren in Kapellen, Kalvarienbergen und Beinhäusern der Bretagne, etwa in Brasparts, Ploudiry, Landivisiau und Noyal-Pontivy.
Lavandière de nuit
Den Tod kann neben dem Ankou auch die Lavandière de nuit ankündigen, die „Waschfrau der Nacht“. Die ganz in einer weißen bretonischen Tracht gekleidete Dame wäscht einsam an einem Gewässer schmutziges Tuch. Kommt ein Passant vorbei, verrichtet sie weiter schweigend ihren durch Fluch oder Sünde auferlegten Dienst.
In den Volksmärchen der Monts d’Arrée und anderer Gegenden der Bretagne hat die Waschfrau zu Lebzeiten eine schwere Verfehlung begangen, etwa ihr Kind ungetauft begraben oder ihren Mann in einem schmutzigen Leichentuch bestattet. So furchteinflößend wie ihre stumme Beschäftigung ist ihr von Schmerz gezeichnetes Gesicht, gleichzeitig wird den Nachtwäscherinnen große Stärke und Beweglichkeit zugesprochen. Ein düsteres Bild mit dem Titel „Les Lavandières de nuit“ hängt im Museum der schönen Künste in Quimper.
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Fotos: Comité Régional du Tourisme de Bretagne | © Emmanuel Berthier, © Yannick Derennes