Ouessant ist etwas für Besucher mit einem Faible für die raue und wilde Seite der Bretagne. Die Insel vor der Küste der Finistère bietet so gut wie keine Bäume, keinen echten Badestrand und kaum Sehenswürdigkeiten im herkömmlichen Sinne. Wer von der Fähre aus den Fuß auf Ouessant setzt, den erwarten bizarre Gesteinsformationen, viel Wind, tosende Wellen und beeindruckende Leuchttürme.
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Unterwegs nach Ouessant
Die etwas mehr als 800 gemeldeten Einwohner von Ouessant leben mehrheitlich in Lampaul, Ziel der Festlandsfähren und größtem Ort der Insel. Hier findet sich alles was Tagesgäste und Urlauber zum Übernachten und zur Versorgung benötigen. Der Campingplatz von Ouessant ebenso wie ein Hostel, kleine Hotels, Gîtes und Ferienhäuser der Insel liegen in Lampaul. Tourismusbüro, Fahrradverleih und Kayakstation bieten touristische Infrastruktur.
Sie sind wie der Supermarkt, die Boulangerie und die Lokale von jedem Punkt des Hauptortes in wenigen Minuten erreichbar. A propos Restaurants: die kulinarische Spezialität der Insel, Lammfleisch vom Ouessant-Schaf, steht bei einigen Gastronomen auf der Speisekarte. Ouessantschafe sind eine spezielle Züchtung und gelten als die kleinste Schafsrasse Europas. Warum die Tiere so widerstandsfähig und genügsam sind, wird bei einer Wanderung über die raue Insel klar.
Wandern auf Ouessant: Die Sehenswürdigkeiten der Insel
Eine komplette Umrundung der Insel bedeutet etwa 10 Stunden Fußmarsch. Das Prinzip einer Wanderung auf Ouessant ist recht simpel: die Maxime „Immer am Meer entlang“ ersetzt die fehlenden Wegweiser. Der Wanderweg führt an den meisten (menschengemachten) Sehenswürdigkeiten der Insel vorbei und immer durch die größte Attraktion der Insel – die beeindruckende Natur.
Beginnt die Wanderung in Lampaul, empfiehlt sich eine Tour im Uhrzeigersinn. Nach etwa 2 Kilometern in westlicher Richtung erscheint der Port de Bougezen, ein kleiner wilder Yachthafen. Ein paar Schritte weiter begegnet man dem Fort de Locqueltas, einer alten Befestigungsanlage. Kurz darauf öffnet sich die westlichste Spitze der Insel – am Aussichtspunkt „Vue inconnue“ weitet sich der Atlantik besonders eindrucksvoll an stürmischen Tagen. Bemerkenswert ist die ehemalige Sirenenstation von Ouessant nur kurze Zeit später. In früheren Zeiten warnten an nebligen Tagen Sirenen die vorbeikommenden Schiffe. Die Sirene bestand aus einem Druckluftsystem, das von im Kreis laufenden Pferden oder Ochsen angetrieben wurde.
Das Warnsystem wurde obsolet, als die Leuchttürme von Ouessant entstanden. Der berühmteste Leuchtturm der Insel, der schwarz-weiß gestreifte Phare de Créac’h, ist in 1,5 Kilometer Entfernung schon von weitem erkennbar.
Wandern auf Ouessant: Nord- und Ostküste
Nach diesem Highlight kommt lange nichts, bis zum etwa 2,5 Kilometer entfernte Yachthafen Port de Yusin. Gegenüber des nun folgenden Abschnittes liegt die unbewohnte Insel Île de Keller. Bis zur Nordspitze der Insel sind es gute 6 Kilometer, nur unterbrochen vom aufgelassenen Fort de Calgrac’h als markantem Wegpunkt. Die Ostseite von Ouessant bietet den weithin sichtbaren Leuchtturm Phare du Stiff als Orientierung. Dort angekommen ist es nicht mehr weit bis zum Port du Stiff, der immerhin mit einer Bar und einem Restaurant locken kann.
Am äußersten östlichen Punkt der Insel führt der Wanderweg an den Überresten einer prähistorischen Kultstätte vorbei. Die Menhire von Pen-ar-Lan stehen auf einer hohen Klippe über dem Meer, von der sich ein herrlicher Blick über die Insel bietet.
Von hier aus sind es gute 6 Kilometer zurück direkt nach Lampaul. Etwa 10 Kilometer sollte man einkalkulieren, wenn der Weg über die südlich von Lampaul gelegene Halbinsel führen soll. Auf der lohnt sich die Aussicht von der Pyramid Runiou und der Strand Plage du Prat.
Alternativ zur Wanderung über die Insel lässt es sich auch einer geführten Tour anschließen, die im Minibus zu den Sehenswürdigkeiten von Ouessant führt.
Die Leuchttürme von Ouessant
Ouessant hat eine lange Marinetradition. Die Ouessantins haben sich seit jeher von den Gaben des Meeres ernährt. Viele Schiffe sind vor der Küste der Insel auf Grund gelaufen, viele Seeleute wurden von den Inselbewohnern gerettet. Und mit der “Schlacht bei Ouessant”, einer Seeschlacht zwischen England und Frankreich während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, ging der Ort sogar in die Militärgeschichte ein.
Die Lage von Ouessant am südwestlichen Eingang des Ärmelkanals macht die Leuchttürme der Insel für die Schifffahrt so wichtig. Rund um das Archipel gibt es unberechenbare Gewässer wie den reißenden „Fromveur“, eine der stärksten Strömungen in ganz Europa. Die Leuchttürme Phare du Stiff (zweitältester Leuchtturm Frankreichs), Phare Creac’h (einer der leistungsstärksten Signale weltweit), La Jument und Nividic weisen Schiffen den Weg durch die Fluten der Keltischen See.
Die Türme liegen an der Nord- und Westküste von Ouessant verteilt, der Phare Creac’h und der Phare du Stiff sind an ausgewählten Tagen zu besichtigen. Im schwarz-weiß gestreiften Phare Creac’h zeigt ein kleines Museum außerdem die Entstehungsgeschichte der Türme von Ouessant.
Auf dem La Jument, der wie der Nividic ein Stück vor der Küste liegt und vollständig von Wasser umschlossen ist, schoss der Fotograf Jean Guichard ein berühmtes Foto. Die Luftaufnahme zeigt den Wärter Théodore Malgorn, der aus der Tür tritt, während sich an der dem Meer zugewandten Seite eine Riesenwelle bricht. Malgorn bemerkte, was sich hinter ihm zusammenbraute und trat rechtzeitig in das Innere, bevor die Wellen vor der Tür ineinanderkrachten.
Das Bild wurde im Dezember 1989 aufgenommen, zur Zeit der großen Winterstürme. Im Herbst und Winter ist das Wetter besonders ungemütlich, dann tobt der Wind besonders stark um die Klippen der Insel.
Fähre nach Ouessant
Fähren zur Insel legen ab Brest, Le Conquet (westlich von Brest) oder Camaret-sur-Mer (auf der Halbinsel Crozon) ab. Auf der Website der Linie erfahren Sie, wann die Schiffe vom Festland aus bzw. von der Insel aus in See stechen. Von Brest aus dauert die Überfahrt nach Ouessant 2 bis 2 ½ Stunden. Für einen Tagestrip empfiehlt es sich, die Fähre kurz nach 8 Uhr morgens zu nehmen und gegen 19 Uhr auf das bretonische Festland zurückzukehren.
Karte Ouessant
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Fotos: Comité Régional du Tourisme de Bretagne | © Xavier Dubois (Küste), © Emmanuel Berthier (Phare Creac’h), © Eugenie Ragot