Das keltische Erbe der Bretagne zeigt sich am deutlichsten in der bretonischen Sprache, dem „Brezhoneg“. Bretonisch kam ab dem 5. Jahrhundert mit der Besiedlung der westlichen Bretagne durch die Kelten der britischen Inseln auf das europäische Festland. Die Sprache der Einwanderer aus Wales und dem südlichen England verdrängte das damals vorherrschende Gallische, schaffte es aber nicht, sich in der gesamten Bretagne durchzusetzen.
Noch heute verläuft die Sprachgrenze zwischen Saint-Brieuc im Norden und Vannes im Süden. Rund um Rennes wurde beispielsweise nie bretonisch gesprochen, die einzige keltische Sprache auf dem Kontinent breitete sich nicht über die westliche Bretagne hinaus aus.
Mit der Angliederung der Bretagne an Frankreich veränderte sich die Sprache. Es kamen einige französische Lehnwörter in den Wortschatz des Bretonischen, bis zum 17. Jahrhundert bildeten sich außerdem verschiedene Dialekte aus. Trotz der Bestrebungen der Pariser Zentralregierung, Bretonisch zu unterdrücken, hielt es sich als Umgangssprache der einfachen Leute bis ins 20. Jahrhundert. Noch kurz bevor Bretonisch als Sprache in Frankreich anerkannt wurde, zählten die offiziellen Stellen mehr als 1 Millionen Sprecher.
Bretonisch heute
Nach verschiedenen Wellen der Rückbesinnung auf die regionale Identität, können sich die Verfechter der bretonischen Sprache eigentlich nicht beschweren: Bretonisch steht als Wahlfach auf den Lehrplänen der Schulen, an bretonischen Universitäten beschäftigen sich Lehrstühle mit der Erforschung, Straßenschilder zeigen den Namen eines Ortes in Bretonisch, im Radio und Fernsehen laufen Beiträge in der keltischen Sprache.
Trotz aller Bemühungen geht die Zahl der Sprecher stetig zurück. In einer Erhebung aus dem Jahr 2005 bezeichnen sich weniger als 250.000 Bretonen als der bretonischen Sprache mächtig. Mehr als die Hälfte davon ist 60 Jahre oder älter. Wie tief die Kenntnisse ausgeprägt sind, konnte die Studie nicht klären. Ob sich diese Bretonen tatsächlich auf Bretonisch unterhalten könnten, bezweifeln Experten und setzen die Zahl der kompetenten Sprecher noch niedriger an. Die Entwicklung hat dazu geführt, dass die UNESCO Bretonisch als „ernsthaft gefährdete Sprache“ einstuft.
Spuren der bretonischen Sprache
Elemente der bretonischen Sprache prägen viele Ortsnamen. Bestimmte Vorsilben sind häufig anzutreffen:
- „Plou-“ wie in Plougastel oder Plouescat bedeutet „Pfarrrei“
- „Tre-“ wie in Trebeurden oder Treglonou bedeutet „Weiler“
- „Lan-“ wie in Landivisiau oder Landerneau bedeutet „Einsiedelei“
- „Ker-“ wie in Kernilis oder Kerjean bedeutet „Haus“
Weitere Präfixe sind z.B. „Lok-„, „Gwi-“ oder „Lez-„, auch „Kastell“ kehrt wieder.
Viele der Ortsnamen wurden zu Familiennamen und auch wo das nicht so ist, ahnt man in Namen wie Broc’han, Herledan oder Toudig die bretonischen Wurzeln. Vornamen bretonisch-keltischen Ursprungs erleben seit einigen Jahren eine Renaissance. Wer weiß, vielleicht sind Namen wie Gwen, Solen oder Mael ja bald auch auf deutschen Spielplätzen zu hören?
Und so klingt Bretonisch:
Foto: POTIER Jean-Louis | Flickr | CC BY-ND 2.0
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